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13. Eintrag - Mit Haenden und Fuessen

Aktualisiert: 16. Nov. 2019

Auf nach Porto Alegre

550km hatten wir vor uns – soviel wussten wir sicher. Trotzdem 16h Fahrt – soviel dachte ich auch zu wissen. In den vergangenen Tagen haben wir jedoch viele Reiserouten durchgesprochen und immer wieder neu recherchiert. Da kann man schonmal durcheinanderkommen. Entsprechend riesig war die Freude, als ich nach erstem Zweifel durch die Inkompatibilitaet von Reisezeit und Distanz (die ja durchaus keine Seltenheit hier ist), einen Mitfahrer ansprach der sagte: „8 horas a lo maximo.“. Er muss uns fuer ein bisschen beknackt gehalten haben, als wir bei der Nachricht ziemlich ueberschwengliche Freude ausstrahlten. Aber was sollen wir sagen: Das is wie `nen Fuffie in ner lange nicht mehr getragenen Hose finden!! Mit einer achtstuendigen Verjuengung im Nacken schliefen wir also seelig und betrunken ein.Spaetestens mit Morgendaemmerung (Toby zumindest, Caro war mit Sicherheit vorher schon oefter wach, da es Ihr verstaendlicherweise immer etwas schwerfaellt sich im Bus zu entspannen) gingen die Aeuglein jedoch schon wieder auf. Hier wurde deutlich, dass wir gerade ordentlich an Breitengraden in Richtung Norden gut machten: Die Vegetation wurde tropischer, geradezu urwaldliche Szenen begannen sich direkt am Strassenrand abzuspielen. Sauschoener Morgen, sogar ohne Kaffee (,Dusche, frischen Klamotten, Beinfreiheit oder was einem den Morgen sonst noch versuessen koennte)! 7:30 Uhr: Mit leichter Verspaetung rieselt Reisegruppe „leichter Kater, aber sonst gute Stimmung“ in Porto Alegre ein. Unsere Freizeit in Chuy hatten wir unteranderem dazu genutzt uns nach Unterkuenften in Porto Alegre umzuschauen und hatten sogar ein Hotel, sprich eigenes Zimmer und eigenes Bad mit Fruehstueck, zum Hostel-Preis gefunden! Oberste Prioritaet war diesmal aber vor allem Naehe zum Busbahnhof. Wir wussten ja, was wir auf dem Ruecken haben wuerden:

Der Plan ging auf. Nach nur 10 Minuten (und einem komischen kleinen Inzident, bei dem Toby sich nicht sicher war, ob der hilfsbereite Polizist ihm sein Handy eigentlich vor hat je wieder zu geben) standen wir in der Lobby des „? Wie hiess das Ding doch gleich“. Zum Glueck haben wir in den vergangenen Monaten hart daran gearbeitet unser Spanisch bzw. Englisch auf das naechste Level zu bringen, denn hier... kommste damit keinen Meter. Hah! Entsprechend sah es in den kommenden drei Tagen, wenn wir an der Rezeption standen, immer ein bisschens aus, als wuerde ein Affe am Kinoschalter stehen und versuchen bei einer Taube drei Radkappen zu kaufen. Amtliches Rumgehampel.. Aber mit Haenden, Fuessem, Zeichnungen und Google, klappte die Verstaendiggung und sorgte stets fuer ein Grinsen auf beiden Seiten. Ausser das es recht laut war (Hotel am Busbahnhof – das hatten wir geahnt und billigend in Kauf genommen) gab es an dem kleinen Kasten echt nichts auszusetzen.

Am ersten Tag versuchten wir, eher im Spass und weil es so super gut aussah, zu erfragen ob das Fruehstueck nicht vllt. auch heute schon inbegriffen waere und bekam prombt eine sinngemaesse Antwort von „pff nee, aber joaah, macht mal!“. Check-in und Zimmerbezug um 8 Uhr Morgens war auch kein Problem und sogar ein leiseres Zimmer wollten sie uns ohne Nachfrage unsererseits geben. Grossartig! Porto Alegre selbst ist eine recht grosse uns nicht ganz entspannte, saubere oder wirklich schoene Stadt. Auf alle Faelle kein typischer Touri-Magnet. Fuer uns als unser erster richtig brasilianischer Eindruck aber allemale spannend.

Wie immer, ohne uns gross an Sehenswuerdigkeiten zu halten, nutzten wir die kommenden Tage um ein wenig durch die Stadt zu schlendern und uns einfach drauf einzulassen. Toby checkte mal ein Fitnessstudio aus, wir machten ein paar Erledigungen, tranken hier und da ein Bierchen, begegneten einer Gruppe Maedels die in der Umgebung gerade ein freiwilliges soziales Jahr machten

und liefen gemeinsam durch einige wilde second-hand-Laeden (die immer auch zugleich Kosmetikstudio, Kunsthandel, Cafè, Bar oder Friseur waren haha), um bei der Begutachtung des grossen Parks in eine kleine Hanf-Demo hineinzulaufen. Auch unseren ersten „Cabab“ in 3 Monaten hatten wir dort. Ne` halbe Portion der kleine Kollege, der eher Richtung Dueruem ging. In unserer riesen Doener-Sehnsucht, aber voll in Ordnung! Ach Doehner... wir haben einiges mitteneinander nachzuholen demnaechst!

Was uns dieser Tage aber eigentlich bewegte, war weniger der Ort an dem wir uns befanden, sondern mehr der Gedanke tatsaechlich bald auf eigenen vier Raedern zu sein! Oft hatten wir schon davon geredet uns vllt. – wenn das richtige Auto kaeme, der Preis stimmte, man herausbekaeme wie die Formalitaeten erledigt werden koennten und und und... – ein kleines Reisemobil zuzulegen. Der Gedanke an den abgelegensten Orten der Welt flexibel zu sein, mal wild campen zu koennen und auch die bisher eher laestigen (da im Bus und oft ueber Nacht) Transfers zu einem spassigen Teil des Abenteuers machen zu koennen, reizte uns sehr. Ausserdem, so ehrlich muss man sein, fehlte es Toby einfach sehr etwas motorisiertes zu bewegen. „Brumm, Brumm“, Augen funkeln,... na das volle DMAX-Programm eben – Ihr kennt ihn. Wie das Schicksal (hah! Die Suche in saemtlichen Pan-American-Travelers-Foren, eher) so wollte, gab es da tatsaechlich ein paar aussichtsreiche Kandidaten, die Ihre Reise mit den Vorbesitzen erfolgreich abgeschlossen hatten und nun von diesen am liebsten an die naechsten Reisenden weitergegeben werden sollten. Nach durchrechnen unserer Reisekasse, haben wir uns ein festes Budget gesetzt, dass auch Versicherung und Equipment, das fuer das Auto noetig werden wuerde, bereits abdecken musste. Juti... das Budget machte es uns natuerlich etwas einfacherer... weil es viele Kandidaten ausschloss. Da wir aber auch bei groesserem Budget nicht vorgehabt haetten uns einen riesigen fahrbaren Wertgegenstand zuzulegen, der uns „wir sind reiche Touris, zieht und ab“ auf die Stirn schreibt, sorgte das nicht fuer Unmut. Im engeren Grueppchen gab es schnell einen Kandidaten fuer den wir ein Herz hatten: Nissan D21 King Cap von 1991. Ein blauer Pickup-Truck eines Jahrgangs an dem Autos noch estethische Kanten hatten und einem nicht bei der ersten Bodenwelle unter dem Hintern zusammenbroeselten. Ausserdem das Modell, dass Nacho (fuer die dies nicht mehr auf dem Schirm haben: Der Besitzer des Arazàs in Uruguay) aus seinen Zeiten als Farm-Adviser noch hatte, darauf schwor und, den in das Auto verliebten, Toby gelegentlich fahren liess. Hoch Genug, dass der Ersatzreifen bequem unters Auto passt ohne je aufzusetzen, lang genug um auf der Ladeflaeche schlafen zu koennen, gross genug um unser Zeug bequem unterzubringen, klein genug um weder bei der Maut draufzahlen zu muessen noch bei irgendwelchen Waldwegen oder Zufahrten an Groessenbeschraenkungen haengen zu bleiben. Ausserdem ein Motor, der nicht normalerweise in Modelleisenbahnen verbaut wird (Beispiel Asia Topic, der auch im Gespraech war) und uns auch den ein oder anderen schlammigen Berg hochbringt, ohne uns dabei aber die Haare vom Kopf zu fressen oder die Dampfwolke einer tatsaechlichen Eisenbahn zu hinterlassen. Ein Benziner und damit im Gegensatz zum Dieser auch in den Bergen zuverlaessig, wenn die Luft mal duenne wird! Zusaetzlich ist bereits ein Bett eingebaut, dass darunter viel Stauraum bietet und der Vorbesitzer hat der Cabine einen Stahlkaefig verpasst, der das Auto fuer Diebe als unbequeme Alternative zu anderen Fahrzeugen darstellt. Immerhin hat die ruestige Dame aber schon ein paar altersbedingte Abnutzungsspuren und 330k km auf der Uhr. Das erhoeht zwar die Wahrscheinlichkeit notwendiger Reperaturen, wirkt sich aber auch auf den Preis aus, womit wir uns mit dem Besitzer auf ca. 2600€, inklusive vorherigem Service, Lieferung von Buenos Aires nach Iguazù und Hilfe beim Abschluss der Versicherung, einigen konnten. Jetzt war langsam egal wo wir uns befanden. Wir wollten nach Iguazu und unser neues Toeff-Toeff in Empfang nehmen!!



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