12. Eintrag - Eine Aera geht zu Ende
- CaBy
- 2. Juli 2019
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Nov. 2019
Vorwort: Die folgenden 3 Beitraege sind an einem Computer mit suedamerikanischer Tastatur erstellt worden. Entsprechend wird sich an der ein oder anderen Stelle ein Y statt einem Z befinden, das scharfe S mit SS signalisiert und Umlaute lautmalerisch ausgeschrieben sein. Wir wissen: Das nervt beim Lesen. ABER DAS IST AUCH GUT SO! WAS MEINT IHR WIE DAS BEIM SCHREIBEN NERVT???
In diesem Sinne: Willkommen in unserem interaktiven 2,5D-Blog, in dem der Leser die Gelegenheit bekommt sich virtuell, doch wirklichkeitsgetreu, in die emotionale Lage der Reisenden hineinzuversetzen. Patent beantragt. Vorwort ende.
Tschoeh die Taube
Caros Eltern haben den Heimflug angetreten und uns zieht es noch ein letztes Mal ins mittlerweile heimische La Paloma. Hier verbringen wir nochmal 4 Tage im Araza um uns in aller Ruhe zu sortieren und einen Schlachtplan zu entwickeln. Eigentlich war ja noch eine Workaway-Station in Cabo Polonio geplant. Uneigentlich aber, schreibt der Verantwortliche dort schon wieder nicht zurueck. Wie wir wissen, hat das zwar nichts zu bedeuten, dennoch wuerden wir vor unserer Ankunft schon gern noch ein paar Details klaeren. Die genaue Gegenleistung fuer unsere Arbeit zum Beispiel war ja in der Vergangenheit manchmal ein heisses Thema. Najaaaa… der langen Rede kurzer Sinn: Mangelnde Kommunikation + wir haben Cabo bereits gesehen + das Wetter wird zunehmend mieser in hiesigen Breitengraden = Auf zu GANZ neuen Ufern!
Diesen Entschluss gefasst, haben wir nochmal einen kleinen Workaway-Bewerbungsmarathon gestartet und ein paar Leute noerdlich Uruguays angeschrieben. Zuegig kam hier auch Antwort von einem Schmuckbastler und Designer aus Ytù in der Naehe von Tobatì (was in der Naehe von Caacupè ist, was in der Naehe von Asunciòn ist, was… aaalter iiirgendwo in Paraguay is!!). “Dufte, genau unsere Kragenweite.”, dachten wir uns jedenfalls und planten vorfreudig unsere Reise dorthin.
Wie das aber immer so ist fuehren viele Wege nach Rom. Alle von Ihnen sind qualvoll lang – zumindest, wenn Rom ein kleines Kaff in Paraguay und das Verkehrsmittel der Wahl (Hah! Wat fuer ne wahl?) der Bus ist. Das kleinere Uebel inkludierte wieder einmal vorherige Plaene umzuschmeissen. Diese naemlich hiessen: “Brasilien ein andermal. Wir wollen unser Spanisch verbessern und ausserdem bietet dieses Land mehr als genug potential fuer ein weiteres Jahr Reisen!” Na juti... da insgesamt ca. 33h in Bussen besser klang, als ueber 40h in Bussen und Booten, Eselwaegen, Schweinekarren, Feenzuegen und womit man sonst noch so den Weg durch Uruguay und Argentinien nach Paraguay bestreiten kann, sollte es eben doch Brasilien sein. Ist ja nicht als waern wir da so gar nicht scharf drauf! Hier also el plan de batalla: Von La Paloma geht es mit dem Bimmelbus nach Chuy, der Grenzstadt zwischen Uruguay und Brasilien. Von dort mit dem Fernbus nach Porto Alegre, wo wir uns eine Reisepause goennen um uns mal umzuschauen und dann wieder per Fernbus weiter nach Iguazu, um dort die sagenumwogenen Wasserfaelle zu betrachten. Da duerfte es dann fast geschafft sein, da sich hier bereits das Dreilaenderdreieck von Brasilien, Argentinien und Paraguay befindet und sich sicherlich ein weiterer Fernbus Richtung Caacupè findet. So weit der Plan!

Auf nach Chuy
In unser europaeischen Naivitaet und Planungsliebe gehen wir natuerlich zwei Tage vor geplanter Abfahrt an den Schalter (ganz schoen knapp, oder?) um unsere Tickets zur uruguanisch/brasilianischen Grenzstadt kaeuflich zu erwerben.
Naja, zumindest hilfreiche Informationen erhalten wir zum Dank unserer Vorbildlichkeit: „Ja es wird einen Bus geben. Entweder um 11:30 oder um 16:30... wahrscheinlich.“ Und „Neee dafuer hab ich noch keine Tickets. Das ist doch erst uebermorgen!“ Logisch... Uebermorgen! Unser Fehler. Bis dahin kann viel passieren: Vielleicht ist es ja wolkig, der Busfahrer koennte krank sein/keine Lust haben, oder die Busgesellschaft existiert gar nicht mehr. Flexibel bleiben, ist daher die Diviese! Juti, flexibel – koennen wa. Am grossen Tag um 11:30 lief dann aber doch alles wie am Schnuerchen. Wir bekommen unsere Tickets und lassen uns, von der kurzen Strecke mit unseren viel zu grossen Rucksaecken bereits etwas erschoepft, in die bequemen Bussitzte plumpsen. „COT – 1a clase“ – das meinen die ernst. Da haben wir schon ganz andere Busse auf laengeren Strecken erlebt. Apropo Strecke. Knapp 150km Landstrasse waeren es laut Google. Wir rechnen daher so mit 2h Fahrzeit. Man, man, man Caro und Toby.. Dit wissta doch beeeessser mittlerweile. Ca. 4,5h spaeter waren wir dann – schwuppdiwupp – auch schon da.
Chuy ist nicht schoen und wahrscheinlich auch kein kultureller Hotspot. Aber interessant ist es! Ihr muesst Euch das in etwa vorstellen wie einen Polenmarkt (ist die Bezeichnung politisch eigentlich inkorrekt?) mitten in der Stadt, bei der jene Stadt jedoch in der Mitte von einer grossen Strasse in deutsch bzw. uruguyanisch und polnisch bzw. brasilianisch geteilt wird. Sprich: In teuer und in guenstig. Das bedeutet auf der einen Strassenseite gibt es Zigaretten fuer umgerechnet knapp 5 Euro, auf der anderen fuer umgerechnet ca. 70 cent. Warum es auf der einen Seite ueberhaupt Laeden gibt, die die selben Produkte anbieten? Sehr gute Frage! ... keine Ahnung. Naja gibt es auch nicht in jeder Kategorie. Restaurants zum Beispiel, gibt es ausschliesslich auf der... uruguayanischen Seite. Und das zu saftigen Preisen. Warum es hier keinen Preisdruck durch Konkurrenz gibt, die Ihre Rohstoffe ebenfalls guenstig in Brasilien einkaufen und eben etwas weniger draufschlagen? Sehr gute Frage... keine Ahnung.
Aber vllt. denken wir da schon wieder etwas deutsch. :)


Nungut, mit knurrenden Maegen purzeln wir aus dem Bus ins Getoese und denken als allererstes: Wo ist denn der Busbahnhof (an dem wir uns ja eigentlich grad befinden sollten)? Nach einem Gespraech mit einem Taxifahrer stellt sich raus: So im klassichen Sinne gibt es den nicht.. oder in irgendeinem anderen Sinne.. oder eine Haltestelle.. oder ein Schild. „Dafuer das es sich hier um einen recht gut frequentierten Umsteigeplatz zwischen zwei nicht ganz kleinen Laendern handelt, is dit irgendwie duenne.“, dachten wir noch, bis wir nach weiterem Durchfragen erfuhren, dass alle Busse nach Brasilien von einem eigenen Busbahnhof auf brasilanischer Seite abfuhren. Waehrend wir dort hinliefen, um uns Anschlusstickets zu kaufen, viel uns auf: Das gilt nicht nur fuer Busbahnhoefe. Die ganze Stadt ist optisch eine, hat aber von allen Institutionen zwei – jeweils auf Ihrer Seite. Leider auch von der Post. Unbedingt wollten wir doch der Gewinneren unseres Postkartenabos noch die entsprechende Karte mit richtigem Stempel schicken (davon abgesehen, dass bereits uruguanische Postmarken drauf waren, die im brasilianischen Postbuero absolut wertlos waren). Der langen Rede kurzer Sinn: Wir lernten in den 8h „Umsteigezeit“, die wir in Chuy verbrachten, die Stadt recht gut kennen.

Unsere Rucksaecke konnten wir waehrend unserer fusslaeufigen Erkundung zum Glueck der halbwegs vertrauenswuerdigen Dame am bras. Busbahnhof anvertrauen, die uns versicherte „Also die naechsten Stunden mache ich zu, aber bevor der Bus kommt, ist hier ganz sicher wieder jemand!“.
Mit leichtem Seitenwind (es waren viele Stunden in einer wenig ergibigen Stadt und ausser der Abfahrtszeit hatten wir schliesslich keine Termine!) kamen wir um halb 11 am Busbahnhof an und tatsaechlich: 20 vor kam jemand an, der den Verschlag von einem Busbahnhof aufschloss, und uns samt unserer Rucksaecke in den Reisebus nach Porto Alegre entlies.
Tschoeh Chuy... witzig wars!
Comments