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11. Eintrag - Araza: High- und Lowlights

Aktualisiert: 16. Nov. 2019

Einen groben Eindruck über unsere Zeit im Arazá habt Ihr bekommen.

Knapp 5 Wochen haben aber etwas mehr Stoff hinterlassen, über den es zu berichten gibt. Wir haben unterdessen nun schon ca. 1850km zwischen uns und La Paloma gebracht und merken es ist dringend überfällig zu reflektieren und aufzuschreiben -








klarer werden die Erinnerungen nämlich nicht mehr.











In eine Staff-crowd von 18 Leuten zu kommen, mit denen man jede Sekunde des Tages teilt, ist erstmal ein sozialer Wirbelsturm. Diejenigen die uns gut kennen wissen: Das kann uns großen Spaß machen, aber auch gern mal Fluchtreflexe in uns auslösen.

In diesem Fall trifft abwechselnd beides zu. Aber wie immer von Vorne:


Einleben

Um während der Arbeit nicht ständig wie fuffzich Meter Feldwech in Brandenburg blöde inna Gegend rumzustehen, wurden wir in unseren ersten Schichten gemeinsam mit erfahreneren Workawayern eingeteilt. Zeit genug, um nicht nur zu lernen, was man zu tun hat, sondern viel über das Hostel und seine Eigenarten zu erfahren und sogar um persönlich ins plauschen zu kommen. Ein erster Ansprechpartner in dem wuselnden Haufen ist also gefunden - aber dafür hatte ja die erwähnte "Berlin-Quote" eigentlich schon gesorgt.

Nichtsdestotrotz, grad zu Beginn war schon manchmal alles ganz schön viel. Eine Nachricht in der gemeinsamen Whatsapp-Gruppe und auf einmal gehts los: Alle stürmen ins Esszimmer an die zusammengewürfelte Tafel, Stimmengewirr auf Spanisch, Gelächter, jeder weiß was zu tun ist und das große Mampfen beginnt. So schnell wie es angefangen hat, ist es dann auch plötzlich vorbei.

Jeder schnappt sich seinen Kram und sonst etwas vom Tisch und stellt sich am Waschbecken an. Danach verschwindet jeder wieder in einen Winkel des Hostels, bis wieder irgendwo ein Signal kommt, das alle wie magisch an einem Ort zusammenführt, an dem scheinbar jeder weiß was es zu tun gilt. An den Tisch, vor den Fernseher, an den Grill, zum Strand,... Wir sind sicher, das hier meinte Adam Smith eigentlich, als er von der "unsichtbaren Hand" sprach.


Gastwirtschaft in Uruguay

Ob nun in der Nachtschicht, beim machen der Zimmer, für die es auf Grund der neuen kaputten Waschmaschine nicht genügend Bettbezüge gibt, oder bei der Übergabe des Kassenbuches, das selten stimmt, schnell zeigt sich: Hakunamatata.

1. Gehe den Weg des geringeren Widerstandes und tue Dinge, die getan werden können. (Zum Beispiel erstmal Betten abziehen und den Rest saubermachen. Beziehen könn wa auch noch, wenn ´ne Reservierung reinplätschert)

2. Hier gibt es weder einen Fachmann für jeden Kleinkram, noch spezielles Werkzeug, oder Teile für irgendwas. Die Divise ist: "Schnapp Dir die viel zu große Rohrzange, etwas Draht, eine Plastikflasche und etwas Klebestreifen und schon hast Du alles, um die Klospülung, den Stabsauber UND die Waschmaschine zu "reparieren". McGyver kann hier noch was lernen. Wir haben es auf jeden Fall!


3. Geplant wird immer genau so weit, wie man gucken kann. Morgen könnte das Wetter ja ganz anders sein, die Notwendigkeit verflogen... oder es ist einfach keine Lust mehr da. Das quält den deutschen Planungsjunky zunächst, sorgt aber mittelfristig für enorme Entspannung.

Gastwirtschaft insgesamt läuft hier eben ein bisschen anders. Während Ignacio aka. Nacho, der Besitzer, für Bambule und gute Stimmung verantwortlich ist, kümmert sich Fla, die einzige Vollzeitangestellte und gute Seele des Hauses, ums Rationale. Mit viel Hingebung versucht sie (mit Erfolg!) den hohen Anspruch an sich selbst mit dem gemütlichen Chaos des Arazá in Einklang zu bringen. Und das kommt an. Nicht nur bei den Gästen, sondern auch bei uns. Schnell entwickeln wir ein Verantwortungsgefühl, das weniger an unsere Dienstleistungsmentalität geknüpft ist und mehr an die Zuneigung zum Arazá und seinen Verantwortlichen. Wir möchten ein Stück zu diesem schönen Ganzen beitragen und geben uns Mühe.

Entsprechend freuen wir uns (wenn auch mit leichtem Schauer im Nacken), als die Reservierung über eine 60-Mann-Starke Gruppe ins Haus fliegt.


Zur Veranshaulichung hier ganz kurz die Szene der Bekanntgebung:

Abends 23.30 Uhr, hinterm Arazá, 2. Bier, rauchend...

Nacho zu Fla, die neben Toby steht: "Eine Unigruppe mit ca. 60 Personen hat vorhin versucht per Telefon zu reservieren."

Fla: "Ernsthaft? Naja, wir haben nur 48 Betten.. Was hast du geantwortet?"

Nacho mit einem Grinsen: "Reservierung bestätigt".

"Haha..." denkt sich Toby noch und: "...gut für die Kasse des Arazá". Allerdings haben sich die Reihen der freiwilligen Helfer zu diesem Zeitpunkt schon etwas ausgedünnt und er dachte nicht daran, wer die extra Betten in der nächsten Schicht vom Dachboden holen, reparieren und auf die Zimmer verteilen wird. Döh Düüümmmm... Aber nicht allein natürlich, da neben dem sympatischen chilenischen Dauervolunteer Gabriel (der sowieso immer anpackt, wenns was anzupacken gibt und das Hostel wie seine Westentasche kennt), auch der Chef persönlich zugreift.

Und wie gesagt... fürs Arazá eben gerne! Die entsprechenden Matratzen, inklusive Olor eines enorm würzigen Raumerfrischers der Marke Marie&Johanna, durften wir uns im Übrigen von einem befreundeten Hostel leihen.


Asado

Es ist kein Geheimnis: Tu ein Stück Fleisch und eine Flasche Wein auf den Tisch und die Menschen drumherum werden eine gute Zeit haben. Das ganze verhält sich außerdem wie eine lineare Gleichung, bei der mit Zunahme der Variablen auch das, was hinten raus kommt, zunimmt. Mehr Fleisch, mehr Wein, mehr Menschen bedeutet also mehr Spaß: f(Spaß)=Fleisch x Wein + Menschen

Kennt man ja. (Wehe, es wagt einer der Lesenden diese unzweifelhaft logische und mathematisch absolut korrekte Formel anzuzweifeln!).

Die Uruguayaner, insbesondere La Palomaraner und noch mehr die Arazáner, wissen jedenfalls diese Rechnung aufgehen zu lassen, sodass Staff und Gäste den ein oder anderen netten Abend am Grill hinter dem Hostel verbracht haben.


Wichtig zu erwähnen ist, dass grillen hier nicht ganz läuft wie bei uns. Es wird nicht für jeden eine vorher eingelegte Scheibe Fleisch und eine Wurst auf den Grill gelegt und anschließend fein säuberlich auf die persönlichen Teller verteilt um nach Vollendung das gemeinsame Essen zu beginnen. Es handelt sich hierbei mehr um ein abend(/nacht)füllendes, gemeinsames Event, bei dem Feuer, Fleisch, Gemüse, Brot in großen Mengen von allen Beteiligten direkt vor Ort vorbereitet werden. Feuer ist hierbei wörtlich zu nehmen, da keine Grillkohle verwendet wird, sondern Holz, das bei einem Feuerchen zu Glut verarbeitet wird, um sie dann zum grillen zu verwenden. Was dann so nach und nach fertig wird, macht, in viele kleine Teile geschnitten, auf einem großen Brett die Runde. Je nach Bedarf und Vorrat wird dieser (von Wein oder Bier begleitete) Prozess solange wiederholt, bis alle glücklig, seelig und müde sind. Musikalische Begleitung auch hier omnipräsente Obligation!


The dark side of life

Es wäre nicht das Leben, wenn es nicht auch seine Tiefen hätte. Obwohl Uruguay, wie wir rückblickend betrachtet feststellen, gesellschaftlich und kulinarisch noch vergleichsweise europäisch aufgestellt ist, so scheint dennoch irgendwas (Küchenhygiene, Wasser, ...?) Tobys sonst robusten Magen immer wieder zu ärgern. Insgesamt 3 mal quält ihn in eine Magenverstimmung. Das zieht die Stimmung runter, vor allem wenn das Wetter gut ist und man sich vor Abenteuerlust im eigenen murrenden Körper gefangen fühlt.

Was für Toby das körperliche Unwohlsein ist, ist für Caro das seelische. Hier im Arazá kann es ganz schnell geschehen, das einen die Crowd und ihre Energie regelrecht erschlägt. Gepaart mit der sprachlichen Hürde gegenüber der stets schnell durcheinander brabbelnden Meute, fühlt man sich umgeben von Menschen plötzlich sehr einsam.


In diesem Momenten möchte sie nur weg und erkundet daher die Strände und Wälder La Palomas auf eigene Faust. Flucht in die Natur, wortwörtlich.

So wie das Hostel mit der Zeit jedoch mehr und mehr zum Zuhause wird und die sprachliche Barriere sich schleichend verkleinert (auch wenn Caro nie daran glauben mag!), so nimmt aber auch der Drang zur Flucht ab.

Heute, Wochen und hunderte Kilometer weiter weg, mitten in Paraguay und ständig in und um Neuem, denken wir oft an das Arazá als gewohnten und sicheren Unterschlupf zurück.


Kein Burnout

Wir machen uns hier nicht kaputt, so viel ist sicher. Für Spiel und Spaß bleibt daher mehr als genug Zeit.

An einem unserer ersten freien Tage leihen wir und zum Beispiel direkt einen Motorroller um die Umgebung erkunden. Motorräder gab es leider nicht, aber immerhin macht die semiautomatische Möhre, an der die Suche nach jeglichem Coolnessfaktor vergeblich ist, 80 Sachen. Auf diese Weise motorisiert und ausgerüstet mit knallroten Helmen und noch gelberen Westen, fahren wir nach Rocha, La Pedrera und Valizas. Ein schöner Ausflug, doch wir stellen fest: Mit La Paloma haben wir es schon sehr gut getroffen!



Abgabe der Maschine, die man eigentlich nicht ohne Fokuhila und am Spiegel befindlichen Fuchsschwanz führen darf, wäre theoretisch Sonntag 19 Uhr gewesen. Der Vermieter legte dabei besonderen Wert auf Pünktlichkeit, wie er sagte, da er Sonntags normalerweise nicht öffnet und nur für uns käme.

Naja... letztendlich nicht nur normalerweise. Konsequenterweise blieben auch an diesem Sonntag um 19 Uhr die Pforten geschlossen. Er schien es verpeilt zu haben und nahm uns dann erst am Montag um halb zehn die Leihgabe ab, ohne hierzu nochmal Stellung zu beziehen. Peiler-Joe, elender... aber in Südamerika jain guter Gesellschaft.


Was noch?

Wer Toby kennt weiß: Sport und Essen erhalten die Laune. Nach 6 maligem Versuch in der hiesigen Sporthalle jemanden anzutreffen um zu erfragen, ob man dort das ein oder andere Sportgerät benutzen dürfte, gibt er schließlich auf und konzentriert sich aufs Laufen. Joggend wird daher immer wieder der ganze Ort durchkämmt um nach Reckstangen für Klimmzüge oder ähnliches zu suchen. Die 10km werden so zum Schluss in sportlichen 45 Minuten mehr oder weniger locker runtergerissen. Eine öffentliche Trainingsstätte jedoch fand sich nie. Dafür aber eine private, die sich eine turn- und hochsprungbegeisterte Familie in Ihrem Vorgarten errichtet hat.

Mit wohlwollenden Handzeichen machen die Bewohner dem begeistert schauendem Toby klar, dass er sich gerne austoben darf. Just diese Familie entpuppt sich später als Verwalltungs-/Reinigungscrew des Ferienhäusschen, dass wir mit Caros Eltern während dessen Besuch bewohnen. Was für ein Zufall!

Neben sportlicher Aktivitäten zur Erhaltung der körperlichen Fitness, fröhnen wir hier auch in aller Ruhe den spaßbetonten: Skaten und Surfen.

Als Mitarbeiter des Arazá dürfen wir Surfboards und Neoprenanzüge mitnutzen und freuen uns über unsere ersten wackeligen Wellenritte! Unterstützt werden wir hierbei von oben erwähntem chilenischen Kollege, der nebenbei auch Surflehrer ist und uns geduldig an die Sache heranführt.



Auch die Kreativität kommt nicht zu kurz. In guter Gesellschaft wird an Armbändern, Ringen, Pfeifen und Ketten getüftelt was das Zeug hält. Der Grillplatz hinter dem Hostel bietet hierfür mit Sonne, Tisch und Ruhe die ideale Plattform um bei Weinchen und Musik die Zeit um unsere Schichten herum verstreichen zu lassen.

Endlich küsst auch Toby wieder die Muse. Während der gesamten Reise, wollten die Ideen für Malerei nicht richtig sprudeln. Lust, Zeit, Inspiration, Platz... es hat nie richtig gepasst.

In La Paloma aber macht es Spaß und läuft. Die Produktivität krönt in der Bemalung eines Surfbretts, das wir, versehen mit Arazáfrucht und -Schriftzug dem Hostel zum Abschied schenken. Hier hat es nun einen Ehrenplatz in der Fernsehnieche!



Die Zeit war intensiv und das Erlebte gefühlt unerschöpflich - ganz im Gegensatz zu unserer Schreiblust und -energie. Daher möchten wir es bei diesem groben Einblick für den Moment belassen und uns mit den Worten des weisen Prince of Bell Air verabschieden: Smell ya later, folks!!

Auf bald. :)

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