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10. Eintrag - Ein bisschen Heimat

Aktualisiert: 16. Nov. 2019

Unser Araza-Ende rückte immer näher und da wir selbst bislang nur den Flughafen von Montevideo kennengelernt haben, beschlossen wir Urlaub vom Urlaub vor dem Urlaub zu nehmen und fuhren von La Paloma aus in die Hauptstadt.. Wir haben uns nicht sonderlich gut belesen und auch keine Unterkunft gemietet, aber eine 4 Stündige Busfahrt währenddessen man solche Kleinigkeiten regeln kann. Klar war uns nur, dass neue Tattoos hermüssen! Somit richtet sich die Unterkunftssuche nach der Nähe zu Tattoostudios und die Busfahrt wurde mit rumgekrizelt von Entwürfen verbracht.

Hätten wir uns mal nen wenig mehr Zeit für die Auswahl der Schlafgemächer gelassen...

Das Bed and Breakfast "Rincoon" fanden wir nach kurzer Suchen und es öffnete uns eine kleine 60jährige Dame, die wie 80 aussah. Bevor wir ein erstes Wort der Begrüßung verlieren konnten prasselten maschienengewehrartige Monologsalven auf uns ein.

Schlappe zwei Stunden später schafften wir es völlig erschöpft die Tür zu unserem kleinen Zimmer hinter uns zu schließen.

Die dunkle Wohnung ähnelte einem Antiquitäten- und Plattenladen. Zwischen Kitsch, Kram und diverse Musikliebhabereien frühstückten wir 3x aufgewärmtes Omelett und Pulverorangensaftaromawasser, verfeinert mit Orangenschnitzern, während sie ihren Monolog aufgeregt fortsetzte. Morgens penetrant vollgequatscht werden ist halt auch GENAU unser Ding...


In der Innenstadt, die trotz "semana del tourismo" super ausgestorben war, liehen wir uns Fahrräder aus und radelten ein wenig durch die Gegend um uns auf die Suche nach einem Tattoostudio zu begeben.



Ein wenig unterwartend stolperten wir, nach diversen geschlossenen, oder umgezogenen Läden, dann doch noch in das perfekte Studio. Die Jungs waren mehrfach ausgezeichnet, super sympatisch und sau gut. Mit wunderschönen neuen Tattoos am Körper -sorry Mami!- gaben wir die Fahrräder in einer dubiosen Tiefgarage ab - ob die Fahrräder jemals zum Verleih zurückgekommen sind, keine Ahnung?!




In großer Vorfreude auf Caros Eltern, fuhren wir zurück nach La Paloma, die am selbigen Tag wiederum komatös mit krater-ähnlichen Augenringen in ihrem Hotelzimmer in Montevideo ankamen. Wir jedoch hatten noch 2 Arbeitstage im Arazá vor uns!

Auch wenn wir es uns nicht anmerken haben lassen, ab und zu kam schon mal ein wenig Heimweh auf, weswegen wir uns sehr darauf gefreut haben, ein bisschen zu Hause für zwei Wochen bei uns haben zu dürfen.


In La Paloma arbeiteten wir dann noch die letzten Tage, bevor es in das gemietete Häuschen zur Schlüsselübergabe mit Gonzalo ging - einem lässigen Typen, der in einer Rockband spielt, deren Namen er uns nicht verraten wollte...

Nach einem emotionalen Wiedersehen richteten wir uns gemütlich ein und machten, trotz Michas Fußverletzung, die er sich auf den mehr oder weniger gepflasterten Gehwegen in Montevideo zugezogen hatte, einen 11km Strandspaziergang.

Die 4 Tage , die wir in La Polama verbrachten nutzen wir Dank unserer Ortskenntnisse ordentlich aus. Wir "surften" in den Dünen Valizias, die wir nur über ein zunächst dubios aussehendes Motorböötchen erreichten, machten Asado a la Uruguay, schauten uns den Sonnenuntergang in der Lague Rocha bei einer Flasche Wein an und fuhren mit einem DIY Truck in das kleine romantische Dorf Cabo Polonio, wo wir Seehunde sehen (und riechen) konnten. In Cabo ist einzig und alleine der Leuchtturm mit Elektrizität versorgt. Gekocht wird mit Gas und abends wird die Stadt mit Kerzenlicht beleuchtet.



Mit einem weinenden und einem lachenden Auge verließen wir La Paloma. Wundervoll war die Zeit hier und wie es alle voraussagten, werden wir wohl wiederkommen müssen.

Unsere nächste Station: Paysandú. Eine Stadt im Norden Uruguays. Als wir in die Stadt reinfuhren, durchquerten wir erst einmal den Speckgürtel von Paysandú. Zum Entsetzen von Caros Eltern veranstalteten die Bewohner zwischen zerfallenen, alten Holzbuden und Plastikplanen-Häusern, mitten auf der Straße Lagerfeuer und natürlich Asado.

Wir landeten anschließend in einer - nett ausgedrückt - mittelmäßig schönen Stadt.

Die 6 stündige Fahrt hatten wir genutzt, um uns ein wenig mit Paysandú zu beschäftigen. Der Reiseführer und auch diverse Uruguayaner empfohlen uns uneingeschränkt die unfassbar schönen Naturthermen.

Von daher war klar: Spaaaa-Tag !

Gesagt, getan. In Vorfreude auf Vabali-,Kristall-,Fläming-, oder im schlimmsten Fall: Die Bad-Saarow-Therme, fuhren wir auf den Parkplatz, irrten 10 Minuten auf einem Campingplatz-Gelände umher, während unsere Spa-Gedankenschlösser ganz langsam mit dem Auftauchen eines schäbig- aussehenden Außenpools zu bröckelten begannen und ein an die DDR erinnerndes Gebäude mit einem großen Becken und 2 "Whirl"pools übrig blieb. Die Umkleiden rochen schlimmer als der Fahrstuhl am Zoo und Schließfächer gab es auch nicht. Der "Bademeister" war so groß wie breit, trug Jeans, Shirt und Straßenschuhe -würde uns nicht wundern, wenn schwimmen keine notwendige Bedingung für das ausüben des Berufes darstellt. Mit einem Schild: "Betreten auf eigene Gefahr", hätten sie Geld gespart. Ein Glück sind wir alle geimpft dachten wir und stiegen ins Wasser. Wir genossen die Wärme zwischen überglücklichen 10 Köpfigen-3 Generationen-Familien. Nach einer halben Stunde verließen wir lachend die interessanten Thermen von Paysandú. Das war nochmal ein kleiner Kulturschock. Das wir mit unseren Thermen so verwöhnt sind, war uns nicht bewusst.


Highlight des Tages war der Autofriedhof auf dem Weg zurück. Hier fand man alle Modelle der letzten 80Jahre, die zum Teil bereits von Pflanzen in Beschlag genommen wurden. Hier lag die Antwort auf die Frage, wo man die alten VW Busse noch kaufen kann. Toby im Kinderparadies, hüpfte hin und her und freute sich seines Lebens...

Um sich noch ein wenig Umgebung und Co. anzuschauen starteten wir vergeblich den Versuch sich Fahrräder auszuleihen- Da eines der einzigen 4 Fahrräder in der Stadt kaputt war, gab es nur eine Option: Laufen.

Auf dem Weg zu der Puente General Artigasneral, der Brücke, die Uruguay und Argentinien miteinander verbindet, machte leider auch Marion, in der europäischen Leichtsinnigkeit auf perfekt gepflasterte Wege zu vertrauen, "den Sasse" und knickte begleitet von einem lauten Knacken um.

Obwohl sie nach 1. Hilfe mit Tiefkühlgemüse, noch tapfere 10 km zu Fuß mit uns zurücklegte sahen wir die Brücke nur von weitem. Ganz nah erlebten wir dafür den traurigen Anblick des Bierfestes der letzten Woche.

Von der Bambule die sich hier laut Instagram eine Woche zuvor abgespielt haben muss waren nur noch die leeren Buden übrig geblieben, an denen sich wenige Arbeiter mit noch weniger Motivation zwecks Abbau zu schaffen machten, während der ein oder andere Nachbar ungeniert die Dekoration klaute.



Gepeinigt von der schonungslosen Wanderung wurde der Fuß dicker und die Schmerzen größer. Konsequenz ist, das wir einen heißen gratis-Tipp an Euch weitergeben können, den Ihr sonst in keinem Reiseführer findet: Das Krankenhaus in Paysandú is n janz dufter Halbtages-Ausflug. Spannende Aktivitäten die es hier zu unternehmen gibt: Warten. Auch witzig ist heiteres Personalraten. Ärzte, Krankenpfleger und Patienten sind hier nämlich kaum von einander zu unterscheiden. Weiße Kittel und Stetoskope trägt hier jedenfalls keiner.


Nachdem laut Röntgenbild aber zumindest nichts gebrochen war, bekamen wir ein paar geheimnisvolle Tabletten in die Hand gedrückt. Wir haben nie erfahren was es genau war. So fein jedenfalls hat Marion, die das von sich sonst eher anders kennt jedenfalls lange nicht gelummert!

Als Trostbonbon gabs ordentlich Wein und Asado!


Nach den zwei aufregenden Tagen, hieß es dann für uns Koffer packen und ab nach Colonia del Sacramento. Eine wunderschöne verwinkelte Stadt mit südländischem Flair und toller Promenade. Wir liehen uns vier Fahrräder aus und verbrachten einen wundervollen Tag an der frischen Luft und einen super schönen Abend bei frisch gezapftem Bier, wo endlich auch der Fahrer auf seine Kosten kam und nicht auf die spaßbremsende 0-Promille-Regel achten musste. Angezogen von Bier und Fleischesdüften traten wir so in die Pedale und waren flott wie noch nie in der Innenstadt. Der Heimweg nach Besuch einer hiesigen Craftbeerbar war dementsprechend windig.


Neben der Radtour schlenderten wir durchs Örtchen, schauten uns das kleine liebevoll gestaltete Eisenbahnmuseum an, kochten schöne Sachen und genossen, dass wir beieinander sein durften.


Am kleinen, entspannten Flughafen in Montevideo angekommen, war die Autoabgabe wahrscheinlich denkbar einfach. Parallel buchten wir unsere Bustickets nach La Paloma, um dort unsere nächsten Stationen der Reise zu planen.

Mit Pipi in den Augen hieß es nun schweren Herzen Abschied nehmen.

Es war wunder-wunderschön. Wir Danken euch sehr, dass ihr den weiten Weg auf euch genommen habt, für die tolle Zeit zusammen!


Das bisschen Heimat hat uns viel Kraft gegeben und wir freuen uns jetzt schon auf den Oktober. <3


P.S. Kommt uns gefälligst alle besuchen. Ihr fehlt!


Aber für nu: Tschö, bis denne.

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