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21. Eintrag: Mit Anlauf nach Peru

***Servicemitteilung*** Für bestes (und vor allem vollständiges) Lesevergnügen ist der Blog auf einem nichtmobilen Endgerät zu genießen.

Die Urheber der Lektüre haben derzeit keine Kapazitäten sie für Handys und Tablets zu optimieren. Lust leider auch nicht so. ***Ende der Durchsage***

Nun also endlich nach Peru. Mit Anlauf… also mit dem 2. Anlauf.

Nachdem wir in La Paz, oder genauer: El Alto, der Hochstadt von La Paz, eine unfreiwillige zweite Runde gedreht haben, um dort alle Unterlagen für unsere „Araza“ zusammenzubekommen, war es an der Zeit den 2. Versuch zu wagen. Wie im letzten Beitrag beschrieben, haben wir unsere Tage in der zum Teil 5000 m hohen Hauptstadt Boliviens, glücklicherweise nicht nur in Botschaften und Übersetzungsbüros verbringen müssen, sondern auch nutzen können ganz besonders intensiv Abschied vom Land, dem Nachtleben und besonders den Leuten zu nehmen.






Den rührenden Abschied von unserer „Herbergseltern“ noch in den Knochen, schlängeln wir uns also am Morgen des 13. durch den wilden Verkehr hinaus aus der verrückten Metropole. Zur Sicherheit diesmal nicht wieder über Copacabana, sondern zur Grenze bei Desaguadero.


Das Schöne ist ja, Grenzen werden nie langweilig. Man wird auch nie „gut“ darin Grenzen zu überqueren. Denn auch wenn man meinen möchte: „Sone Grenze kannste ja nicht sonderlich abwechslungsreich gestalten – 2x 2 Hütten, eine für Migration und eine für Zoll, jeweils beides beider Länder, eben.“ Kannste nämlich doch: Man führe die Einfahrt einfach einmal durch ein gesamtes Dorf, dass faktisch bereits zum anderen Land gehört, dekoriere alles mit genügend verwirrenden Linien und irreführender Schilder und würfele unter die Ämter – die natürlich in keiner sinnvollen Reihenfolge untergebracht sind – ein paar kommerzielle Lädchen und Restaurants. Schwuppdiewupp. Alle planlos.


Unterm Strich aber blicken wir versöhnlich auf unseren Grenzübertritt zurück. Hauptsächlich, weil uns die Jungs keinen unnötigen Ärger gemacht haben. Anders erging es da zum Beispiel einem Spanier, den wir dort getroffen haben. Nachdem wir mit unserem Papier-Bubu fertig waren stand der arme Typ wie bestellt und nicht abgeholt neben dem Zollhäusschen. Die dazugehörige Geschichte war: „Ich leb schon eine ganze Zeit in Peru und wollte gerade nur kurz nach Bolivien, als dem Zoll auffiel, dass die temporäre Einfuhrgenehmigung seit 9 Monaten abgelaufen ist. Hab ich irgendwie vergessen. Jetzt haben sie das Fahrzeug einbehalten.“

... Dicker, Du vergisst 9 Monate lang, dass Dein Auto nur ein 3-Monatsvisum hat? Naja.. nee hast recht… ja, das kann schon mal passieren.


Wir hatten uns das Grinsen darüber, dass wir mal jemanden getroffen haben, der verpeilter ist als wir, noch nicht ganz aus den Gesichtern gewischt, da schepperte es auf einmal unterm Auto. Peru hat echt ´ne richtige Kackart uns willkommen zu heißen:








Juti, Problem erkannt: Kleines Multifunktionstool eingefahren.

Reifen also abgepetert, unters Auto gekrakselt, verkopften Ersatzreifen rausgepolkt, Reifen rangepetert uuuuuund festgestellt, dass das Ding jetzt nicht mehr so ganz aufgepumpt war.

Um genau zu sein, war der Ersatzreifen ungefähr wie das Deutsch in einer deutschen Kolonie in Paraguay: Platt. (Badum-tzz)

Aus dieser Situation konnte uns nur der gute alte Daumen retten. Sollte bei dieser äußerst rege frequentierten Straße also gar kein Problem sein:



Keine 1,5 Minuten später sitzen/hocken wir aber bereits in einem überfülltem Minibus, dessen Inhalt seine neuen Mitreisenden und Ihr ungewöhnliches Gepäck (ein sehr schmutziges Rad) mit einer Mischung aus Argwohn und Belustigung beäugen. Nochmal 5 Minuten später stehen wir wieder am Straßenrand. Mitten im Nirgendwo, aber tatsächlich an einer kleinen Bude mit der Aufschrift „Gomeria“ (= Reiferei). Wunder gibt es wirklich! Hier hilft uns der Eigentümer schnell mit ein bisschen Luft und zeigt uns die Stelle an der uns ein ähnlicher Minibus in Kürze sicher wieder mit zurück nehmen kann. So geschah es und die Geschichte würde nach Montage des Reifens ein schnelles, glückliches Ende finden…, wenn der Reifen denn die Luft behalten hätte! Stellt sich leider raus, dass das gute Stück anscheinend etwas länger ungeprüft unter dem Auto hing. Mit nur wenigen Zentimetern Luft zwischen Asphalt und Felge machten wir uns daher im Schritttempo daran unserem neuen Freund von der Gomeria einen zweiten Besuch abzustatten.



Der stellte dann mit dem guten, alten „Reifen-in-Riesenwassereimer-häng-Trick“ fest, dass sowohl Ventil, als auch einige Stellen zwischen Reifen uns Felge so viel Dreck getankt hatten, dass überall Luft entweicht. Zu unserem Glück aber nichts was er nicht in einer halben Stunde (mit reiner Körperkraft und einem mechanischen Metallteil, das vor seiner Hütte stand und optisch irgendwas zwischen Fahrradständer und Buslenker war) wieder hinbekäme. Tat er auch. Kostenpunkt: 10 Soles = 2,5€ - neues Ventil inklusive. Wir hatten schon kostenintensivere Autopannen! Bester Mann. Nochmal 20 Soles nahm er dafür, dass er uns den Reifen mit der lässigen Mutlifunktionstool-Deko wieder fit macht. Das Teil hatten wir eigentlich abgeschrieben, aber er schien guter Dinge und wir dachten ein Ersatzrad für alle Fälle kann ja (offensichtlich) nicht schaden.

„So… nun darf unser kleiner Peruausflug gern etwas ruhigere Fahrt aufnehmen.“, dachten wir. Als wir nach einem weiteren Zwischenstopp in einem kleinen unschönen Kaff, endlich an unserem eigentlichen Ziel : Puno - am Titicacasee ankamen und uns erschöpft auf das Bett einer wirklich schönen Unterkunft fallen ließen, war aber leider Caros Autoschlüssel weg. Bei einem der unzähligen Reifenwechsel muss Toby das gute Stück unter dem Auto aus der Tasche gerutscht sein (der Ersatzreifen ist mit Vorhängeschlössern gesichert) und dort wohl im Dreck liegen geblieben.

Langsam, wurden wir mürbe. Kaum noch Kraft für Wut, aber wesentlich zu wütend um darüber einfach lachen zu können, ließen wir also Schlüssel nachmachen. Die Strohinseln mussten warten.


Am folgenden Tag ging es aber los! Von den Uros und ihren treibenden Strohinseln haben wir schon in Deutschland in diversen Dokus gehört und wollten uns das ganze endlich live und in Farbe anschauen.




Zusammengefasst, ist der Anblick und pure Fakt, dass sich einmal ein Volk auf selbstgebauten Inseln aus Stroh dauerhaft aufgehalten hat, bestechend und beeindruckend. Zwischen den Drachenbooten (das ist ganz sicher nicht die korrekte Bezeichnung) und spannend konstruierten Hütten bis hin zum tollen Panorama aus unzähligen Inseln auf dem Titikaka, durch die man bei der Ankunft hindurch treibt, fällt es nicht schwer gute Argumente zu finden, die einen Ausflug hierhin begründen. Wer jedoch mit der Erwartung anreist, ein authentisches indigenes Volk in seinem natürlichen Lebensraum zu besuchen, dem werden schnell Zweifel kommen. Die Begegnung mit den Uros, auf einer Ihrer Insel erschien uns rückblickend als nichts weiter als eine kommerziell genutzte Touristenkulisse. Eine gut gemachte jedoch, die uns Freude gemacht hat, auch wenn wir uns sicher sind, DIESE UROS fahren nach Feierabend Richtung warmem Bettchen auf dem Festland. Andere (es gibt ja tausende dieser Inseln und die sind nicht alle besuchbar) vielleicht aber nicht. Wenn wir jedenfalls eine dieser „anderen“ wären, hätten wir sicher auch kein Bock laufend Touris durch unser „Wohnzimmer“ latschen zu lassen.









Schön wars jewesen. Hamse sich schick jemacht da!


Der Plan war von nun an, sich weiter Richtung Lima vorzuarbeiten und gegebenenfalls schon mal rechts und links zu schauen, was wir unserem Ulle so präsentieren können. Auf jedenfall aber wollten wir mindestens die Dinge sehen, die wir in den 2 Wochen mit Ihm, garantiert nicht schaffen werden. Next step on the list: Calco Cañon.

Nach einem kurzen, aber wilden Zwischenstop in Arequipa, wo wir unsere Arazá mit einer Notfalldusche aus Regenrinnenrohren ausstatteten, wurden die Straßen langsam wieder rustikaler. Schlaglochland: Unterscheidet sich vom berühmten „Fledermausland“, in dem man bekanntlich nicht halten darf insofern, dass man hier dringend halten, oder zumindest nicht schneller als 10km/h fahren sollte. Sonst lacht schon die nächste Reifenpanne. Nicht mit uns!





Nach einigen Stunden Fahrt und dem Entrichten des (recht saftigen) Eintrittsgeldes für den Nationalpark begrüßte uns der Canion mit… nur geiler Aussicht. Da der Beitrag aber an dieser Stelle ohnehin schon droht viel zu lang zu werden, kürze ich folgendermaßen ab und lasse dann die Bilder für sich sprechen: Rein, coolen Argentinier beim Ziplinen treffen, Ziplinen, gemütlich im Auto an der Matratze horchen, enorm entspannt in heißen Quellen planschen, rausfahren und dabei alle 5 Meter für Fotos halten. Zwischendurch lecker essen. Gutes Ding, das. Gerne wieder.



Man beachte den Vulkan im Hintergrund:











Die Kondore, die wir im Canion erhofft haben endlich von Nahem zu sehen, haben uns allerdings leider wieder mal im Stich gelassen. Krummschnablige Satansbraten die.

Fröstelig aber ist es uns nach wie vor. Vor allem Nachts. Unser dringendstes Ziel daher von nun an: Endlich auf Meeresniveau und am besten auch in Meeresnähe zu kommen. Sonne, Strand und Pisco – wir kommen!

Da uns der Weg dorthin gezwungener Maßen über Nazca führen wird, gilt es hier schon einmal auszuchecken, ob das nicht ein potentielles must-see für unseren hohen Besuch wäre.




„Najaaa.“ Fassten wir dort dann bei einem (hah… einem…) langersehnten Pisco zusammen. Die berühmten Nazca-Lines waren in ihrer geschichtlichen Herleitung zwar spannend, sahen in der Praxis aber irgendwie aus, wie etwas, das ein bockiges Kind mit seine Sneakern im Schotter des Pausenhofs veranstaltet.


Die Stadt selbst gefiel uns gut, war aber schnell und ohne die ganz großen kulturellen Erkenntnisse erkundet. Nachdem wir dann von einem Sänger und seinem Hochleitungen reparierendem Genossen auf schamanenartige Weise unfreiwillig verheiratet wurden, vielen wir in unseren Pickup, der direkt vor der Bar geparkt war und schliefen wie betrunkene Steine.




Unseren nächsten und für diesen Blogeintrag letzten Zwischenstopp auf dem Weg nach Lima machten wir im schönen Paracas. Das kleine Ferienörtchen an der peruanischen Küste ist ein Idyll zwischen Wüste und Meer. Hier strandeten wir nach vergeblicher Suche nach diversen Campingplätzen (die schlicht nicht, nicht mehr, oder noch nicht existierten) vor dem „Kokopelli“-Hostel. Freundlich fragten wir den Rezeptionisten ob es möglich wäre gegen eine Gebühr die Bäder mit zu nutzen, da wir gern in unserem Auto schlafen möchten. Die Antwort: „Ach wir vermieten doch die Bäder nicht, die könnt Ihr so nutzen“. Das passte. Nachdem wir vorschlugen zum Ausgleich ein paar Soles für Bierchen an der Hostelbar zu lassen, ließ er uns auch wissen, dass das Grundstück gegenüber ohne Besitzer und daher perfekt als Dauerparkplatz geeignet sei. Dufter Typ, duftes Hostel. So dufte, dass wir direkt einige Tage blieben, um das sonnige Örtchen, köstlichstes Ceviche, saubere große Bäder (in den letzten Monaten großer Luxus geworden), eine unglaubliche Bar mit Mengen aufgeschlossener Reisender und tollen Aktivitäten rund um die anliegenden Nationalparks zu genießen. Wäre die Vorfreude auf den Berliner Gast nicht so gigantisch gewesen, wäre es uns sehr schwer gefallen uns loszureißen. Aber wir kommen ja wieder. Soviel wussten wir bereits beim Abschied.

In diesem Sinne: Weiter geht die wilde Fahrt!

Ihr hört von uns. :)


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