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16. Eintrag - Bolivien Tarija

Aktualisiert: 16. Nov. 2019

Nachdem wir freudestrahlend die Grenze Boliviens passierten, recherchierten wir schon einmal, was andere Reisende über die Straßenverhältnisse nach - und über die Unterkünfte in Villamontes berichteten. iOverlander, unser neuer lieblings-Reiseführer schrieb, dass wir auf unserem Weg an Militärstationen vorbeikommen, wo Polizisten/ Soldaten gerne korrupterweise Geld von Reisenden einkassieren, welches offen im Wagen herumliegt und/oder sie Feuerlöscher, Warndreieck und sämtlichen anderen Killefick zu sehen bekommen wollen, um anderweitig an Kohle zu kommen. Wir hatten ein Glück keinerlei Probleme. Qué suerte.


Mittlerweile hungrig und Kaffeedurstig gegen 10 Uhr in Villamontes angekommen, parkten wir und suchten die halbe Stadt nach einem Café ab. Sogar das „Café Rockstar“ hatte keinen Kaffee. „Kaffee? Um 11? Den gibt es erst um 16 Uhr wieder, jetzt gibts ausschließlich Almuerzo“. Almuerzo=Mittach. Wir irrten noch ein wenig hin und her, um ein Restaurant mit Frühstück, Milanesa und Internet zu finden. Schließlich einigten wir uns entgegen aller Pläne auf ein Restaurant ohne Internet, ohne Frühstück und ohne Milanesa. Was passiert da nur mit dem rationalen Teil des Gehirns, wenn man Hunger hat?! Es war super lecker und auch wenn die Mamita versuchte uns um 50 Bolivianos zu bescheißen, waren wir froh in einem so typisch- bolivianischen Restaurant unsere erste Mahlzeit eingenommen zu haben.


Caro hatte schon im Vorhinein online ein paar Hotels und Hostals ausgecheckt, weswegen wir uns schließlich für das einzig hübsche mit Website entschieden.

Im Eco Hotel fragten wir an, ob wir für eine Nacht dort parken und duschen, dabei aber in unserem Auto schlafen dürften. Wir durften. Da wir die ersten mit solch einer ungewöhnlichen Anfrage waren, hieß es, dass wir zahlen sollen, was wir für angemessen halten. Im Laufe des Tages bemerkten wir, dass wir uns lustigerweise einige Wochen vorher in dem selbigen Hotel auf ein Voluntariat beworben hatten, es nur zeitlich nicht passte. In dem riesigen- neuen und ziemlich schönen Hotel mit Pool war leider mal wieder gar nichts los, weswegen wir nicht ganz unglücklich waren, dass wir absagen mussten. Allein sein kannten wa ja mittlerweile und jetzt wollten wir erstmal wieder nen bisschen Action.

Auf dem traditonellen Marktplatz kauften wir noch kurzerhand unseren ersten Beutel Kokablätter. Die Kokablätter werden mit Natron und Stevia vermischt, in kleine grüne Beutel abgefüllt und anschließend wird noch einige Male mit dem Hammer raufgeschlagen, damit die alkaloidhaltigen Stoffe später beim herumkauen schneller freigesetzt werden. In Bolivien und Peru sind Cocablätter allgegenwärtig. Arbeiter streiken teilweise, wenn z.B. durch Blockaden Zufahrtswege gesperrt werden und die Coca-Lieferung ausbleibt.

Die Coca-Blätter werden gekaut, als Tee zubereitet, zu Bonbons-oder Öl verarbeitet, illegalerweise zu der Base/ Kokain verarbeitet oder für die Opfergabe an die Pachamama=Muttererde verwendet- und das sind wahrscheinlich nur ein Bruchteil der Verwendungs- und Verarbeitungsvarianten.

Coca enthalten 0,5-2,5% Alkaloide, wovon bis zu 3/4 aus Kokain bestehen.

Wenn man die Blätter lang genug kaut, hilft Coca gegen Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Hunger, Kälte und die Höhenkrankheit. Früher wurden Coca bei Operationen als Betäubungsmittel eingesetzt- ihr könnt euch vorstellen, wie taub der Mund nach einer Kauaktion ist. Und tatsächlich enthielt das originale Coca-Cola- Rezept Coca.

Als wir die Blätter das erste Mal im Mund hatten musste Caro fast brechen, da der süß salzige etwas fischige Geschmack kaum zu ertragen war. Die Zähne der bolivianischen Coca-Kauer waren auch eher von bis nicht mehr vorhanden bis schwarz, dementsprechend selten wagen wir uns an die Blätter ran.

Funfact: Kokain ist natürlich auch in Bolivien verboten, trotzdem wird es einem an jeder Ecke oder im Taxi angeboten. Es gibt tatsächlich Bars, wo es quasi auf der Karte steht. Menu del dia: Bier und Koks.


Coca-Mate-Tee

Zurück zu Villamontes: Das Frühstück wurde von der lustig-verrückten Mitarbeiterin zubereitet, die uns mit einem großen, schönen Papageien auf der Schulter begrüßte. Frisch gepresster Papayasaft- lässt sich aushalten hier!

Leider mussten wir am Ende plötzlich doch mehr zahlen als vereinbart. Über Nacht hatte sich einer der Besitzer dazu entschieden uns für das Parken und Duschen 60 Bolivianos mehr in Rechnung zu stellen als wir eingerechnet haben und natürlich ohne uns davon in Kenntnis zu setzen. Da auch kein Ansprechpartner vor Ort war, telefonierte Toby letzten Endes mit einem Freund des Besitzers, der das Ganze aushilfsweise leiten sollte, solange die Besitzer im Urlaub sind. Ziemlich angepisst nutzen wir dort noch das Internet, um eine schlechte Bewertung zu schreiben und fuhren weiter- soviel deutsch-sein muss sein.

Villamontes war jetzt nicht so der Knaller, abgesehen vom Essen- die kleine Stadt ist für seinen Fisch berühmt, der frisch aus dem Rio Pilcomayo kommt, sau gut schmeckt und zubereitet auf dem Grill inkl. Beilagen für schlappe 20 BS = 2,62€ verkauft wird.


Auf dem Weg nach Entre Rios kamen wir aus dem Staunen nicht mehr raus, wir fuhren Serpentinen durch die schönste Landschaft, die wir je gesehen haben.

In Entre Rios fuhren wir ein Hotel an, welches von Deutschen geführt wird. So hatten wir bei Bier, Wein und Dart einen tollen, langen Abend, wo er uns viel über Bolivien erzählte. Politisches, geschichtliches und kulturelles- der Mann kannte sich aus. Die Familie, die ursprünglich aus Bremerhaven kommt und vor 8 Jahren nach Bolivien ausgewandert ist, hat auf jeden Fall alles richtig gemacht.

Mit den 3 selbstgebauten Ferienhäuschen auf dem atemberaubend schönen 2HA Grundstück und den 3 Hunden strahlten sie Glück, eine enorme Ruhe und Gelassenheit aus.






Das wunderschöne Dorf Enre Rios war definitiv einen Besuch wert. Schon jetzt waren wir absolute Bolivien Fans.

Auf dem Weg nach Tarija veränderte sich die Natur völlig. Es wurde trocken. Die grünen Berge verschwanden langsam und wurden mehr und mehr durch karg- bewachsene Felsen ersetzt. Wir fuhren durch eine filmreife Kulisse.



Metallhaltige Felsen in grün und rostfarbend auf der linken-, und tiefe Schluchten, die in einem ausgetrockneten Flussbett mündeten auf der rechten Seite. So schlängelten wir uns nach Tarija, eine trubelige, staubige, Großstadt mit ca. 180.000 Einwohnern.



Tarija wirkte auf uns wie eine typische Arbeiterstadt. An jeder Ecke wurde frisch-geerntetes und verarbeitetes von Bolivianerinnen in bunten Trachten verkauft. Die Männer stets in Arbeitskluft und die Wange unfassbar dick von dem riesigen Coca-Ball.

In dem Hostel und Campingplatz "La Cupula" wurden wir freundlich von Fernanda, Pablo und der nervigen-unerzogenen und verwöhnten 2 jährigen Fiorella begrüßt.


Im Hostel tummelten sich allerhand Artisten rum: Jongleure, Hula-Girls und Makramee-Pros. Da wir einen Tag zu früh ankamen, mussten wir noch eine Nacht im Auto schlafen- unser Zimmer war noch von unseren Vorgängern besetzt. Halb so schlimm- unser Bett ist eh das Gemütlichste.

Insgesamt waren wir drei Workawayer, die sich ein Zimmer teilten. Ein Columbianer und wir. Super cool, dass wir beide sowohl zur gleichen Zeit arbeiteten, als auch zusammen unsere freien Tage hatten. Zudem profitierten wir von der noch nicht aktualisierten Website bei Workaway, laut der wir zu den Konditionen 5 Tage a 5 Stunden für Bed and Breakfast arbeiteten.

Der Columbianer arbeitete ungerechterweise 6 Tage a 5 Stunden. Toby übernahm die Rezeption und Caro Frühstück und putzen, überarbeitet haben wir uns definitiv nicht- im Gegenteil haben wir uns allerhand Projekte selbst gesucht, um nicht vollends vor Langerweile zu sterben.




Toby baute mit Hilfe der allercoolsten kleinen Jungs der Welt (Bela ausgenommen versteht sich) einen Kompost, Caro ein Blumenregal aus Plastikflaschen und Paletten und wir malten diverse Schilder und Zeichen.






Am 01.06. machten wir eine kleine Wein Tour. Wir besuchten 4,5 Weingüter (eins davon war eher ein Souvenirladen) in einer lustigen, wild-gemischten Gruppe, die aus Spaniern, Norwegern, Bolivianern, einem Japaner und uns bestand. In dem ersten Weingut wurde uns der Herstellungsprozess von einer ziemlich aufgeregten Frau unseres Alters gezeigt und erklärt.

Wir bekamen reichlich leckere Snacks und 3 Weine zum Probieren. Wenn die Flasche nicht so teuer gewesen wäre und wir nicht mal wieder bargeldlos unterwegs gewesen wären, hätten wir sogar was gekauft. Ein bisschen aufgetaut fuhren wir das nächste Weingut an.

Das Weingut hier lag auf ca. 3000 m Höhe.

Umgeben von Weinreben begrüßte uns eine nette Mutti mit einem witzigen Spiel, bei dem man goldene Münzen in die Löcher eines kleinen Tisches, oder wenn man richtig gut war, in den Mund eines Frosches in der Mitte werfen sollte. Das soll Glück bringen. Super Trinkspiel! Die taffe Frau teilte ihr ganzes Weinwissen mit uns- verstanden haben wir das alles eher schlecht. Sie war jedoch so in ihrem Element, dass es Spaß machte ihr dabei zuzuschauen, wie sie erklärte und ab und zu von ihrem Mann unterbrochen wurde. Dieser hatte offensichtlich schon die ein oder andere Flasche alleine getankt und und kassierte dafür regelmäßig strafend-abwertende Blicke von ihr. 2 Weine probierten wir und beide waren so gut, dass wir anschließend fragten, ob wir hier ein Voluntariat machen könnten.

Leider kannte die Veranstalterin die gute Fernanda, weswegen wir uns dann dagegen entschieden frühzeitig das Hostel zu verlassen, um im Weingut unsere 4 Wochen zu verbringen. Der Souvenirladen nach diesen zwei tollen Weingütern, war ein kleiner Reinfall. Wir durften einen Wein probieren, der gar nicht mal so lecker war, dafür war die Gruppe mittlerweile laut, lustig und ein wenig schwankend unterwegs. Unser Weinverkostungs-Schmarotzerdasein war uns mittlerweile auch egal. Das nächste Weingut war "Casa Vieja" = altes Haus, Das Weingut hier ist eines der bekanntesten und beliebtesten Weingütern in Bolivien. Wir traten in einen Innenhof, der einer kleinen Burg von innen ähnelte. Wunderschön, aber auch die reinste Touristenatraktion. So kam es, dass unsere kleine Runde auf insg. 30 Mann/Frau wuchs. Der Mann füllte 10-20 (keiner weiß genau, wie viele es wirklich waren) Gläser randvoll und erklärte uns das typisch- bolivianische Trinkritual: Der erste bekommt das Glas, sagt "Salud", trinkt und sagt zu seinem rechten Nachbarn „Te Invito“="ich lade dich ein". Der Nachbar nimmt das Glas sagt „Salud“="Prost", trinkt und so weiter. Nein sagen ist unhöflich. Wir standen übrigens weit hinten in der Reihe... Alle Weine waren hauptsächlich süß bis „mir fallen die Zähne aus“- süß, sodass wir froh waren als am Ende noch ein Schnaps die Runde machte: „Singani“= vergleichbar mit Grappa. Das letzte Weingut lag direkt neben dem Casa Vieja. Hier gab es etwas weniger süße Weine, eingelegte Trauben und Singani. Langsam verklebte unser Magen und wir bekamen Lust auf ein großes kaltes Pils. Der kleine Partybus, mittlerweile etwas müde und angeschwipst, fuhr nach und nach Hotels und Hostal an, um uns wieder zu Hause abzusetzen.

Gelungener Start in Tarija!

Der bislang volle Campingplatz leerte sich leider immer mehr und wir hatten die ersten kleinen Auseinandersetzungen mit Fernanda, die selbst am liebsten selbst gar nicht arbeitete und immer etwas Unnötiges zu sagen hatte. Klassisches Pony-Syndrom halt. Tatsächlich überlegten wir nach der ersten Woche abzufahren- wollten natürlich aber unser wohlverdientes „Wochenende“ noch mitnehmen.

Wir bekamen von 2 super lieben Engländern Shawn und Rosi den heißen Tipp eine 2 Tageswanderung auf noch wenig touristischen Inkapfaden zu machen. Die beiden sind seit 8 Monaten unterwegs und 140 km durch Patagonien gewandert, außerdem ist Shawn in England Wanderguide. Unschlagbare Argumente dafür ließen uns Zelt und einen fetten Schlafsack kaufen, damit wir die Nacht bei angesagten minus 10 Grad überleben. Und scheiße, habt ihr schon mal versucht in Südamerika ein gut situiertes Campingfachgeschäft zu finden? Globetrotter, Decathlon und Amazon sind hier nicht so angesagt und rückblickend können wir froh sein, beides gefunden zu haben. Sogar vollständig! Ja, tatsächlich gibt es auch Läden, die unvollständige Zelte anbieten. Die eine Stange mehr oder weniger- wer braucht die schon...


Mehr zur Wanderung im nächsten Eintrag!

Bis Bald ihr Lieben <3



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