19. Eintrag - Chochabamba
- CaBy
- 7. Nov. 2019
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Nov. 2019
Am 7.07. trafen wir in in der Stadt ohne Verkehrsregeln ein. Rote Ampeln existierten zwar, jedoch wurde man heftig ausgehupt, wann man an diesen stehen blieb.

Die Lama-Farm, auf der wir arbeiten sollten befand sich ca. eine Stunde Fahrzeit entfernt von der mittelgroßen Stadt Cochabamba. Wie immer schauten wir uns als erstes die Umgebung unserer neuen Heimat auf Zeit an. Und wie immer waren wir viel zu überfordert mit den Menschenmassen nach der Roadtrip-Zeit zu zweit im Auto. Wir flüchteten schnell in ein kleines, veganes Cafe in einem ruhigen Innenhof, wo uns Sarah ansprach. Sarah arbeitet bei adelante Mujer, einer Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, Frauen zu helfen, die häuslicher Gewalt ausgesetzt waren oder sind. Jede Woche veranstaltet Adelante Mujer einen Kochkurs, bei denen die Frauen in Begleitung von Freiwilligen und Sozialpädagogen ihr Können in Sachen Kochkünsten an Touristen und Interessierte weitergeben können. Da hatten wir gleich eine tolle Aktivität für unsere freien Tage.

Als wir in San Lorenzo ankamen, wurden wir noch nicht erwartet. Kennen wir ja bereits- aus irgendeinem Grund rechnete man erst drei Tage Späte mit uns. Die Hütte war voll, da hier für gewöhnlich alle gut und gerne alle länger bleiben, als geplant. Kein Problem, haben ja unser Bett dabei. Teresa, eine herzensgute Frau um die 60 mit kurzen Haaren und - in diesem Fall süßer- „Pennerpeitsche“ machte uns nach der ersten eiskalten Nacht im Auto eine eigene kleine Hütte klar, in der wir während der Übergangszeit schlafen konnten.

Neben 2 Engländern, 2 Italienern, einem Holländer, Teresa, Ihrer besten Freundin und uns, wohnten auf dem Hof noch 5 Lamas, 12 Hühner, 3 Hunde, hunderte von Merschweinchen und eine undefinierbare Menge an Katzen.

Warum so viele Meerschweine? Die wurden von Teresas Ex-Mann zum Essen gezüchtet. Ab und an, wenn Teresa zum Arbeiten nach Cochabamba fahren musste, tauchte Teresas Sohn, Sergio auf, der als Vorarbeiter in einer Mine arbeitet und sich dementsprechend auch ein wenig in unserer Gegenwart aufführte. Man muss ja nicht alle lieben…
Die erste Woche verbrachten wir damit, Pizza zu backen, unserer- und Teresas Hütte neue Anstriche zu verpassen, den Hof aufzuräumen, Zäune-, und einen Permaculture-Garten zu bauen. Wie und wann wir arbeiteten, konnten wir selbst entscheiden, sodass wir uns den Sonntag gleich freihielten, um bei dem Kochkurs mitzumachen.

Wir waren eine gemischte Gruppe aus Deutschen, Amerikanern, Franzosen und Einheimischen. Wir kochten ein drei- Gänge-Menü und bekamen anschließend noch einen Cocktail Crashkurs.

Die bolivianische Küche hatte uns die letzten Monate schon begeistert, aber das was wir hier lernten, hatten wir zuvor noch nichtgekannt. Es gab eine leckere pikante Suppe aus gefriergetrockneten Kartoffeln, In Maisblättern eingewickelte und gefüllte Polentataschen, eine Frischkäse-Fruchtcreme und als krönenden Abschluss einen Cocktail.

Wir rollten nach Hause und waren mehr als zufrieden mit unserem freien Tag.
Die nächsten Wochen erkundeten wir die umliegenden Dörfer, machten eine tolle Wanderung und fuhren anschließend zum Feiern nach Cochabamba.
Hier landeten wir in einem sympathischen Workaway- Hostel, wo wir uns sofort mit den Volontären anfreundeten und die halbe Nacht zusammen auf der Dachterrasse verbrachten, nachdem Toby es zur Begeisterung aller schaffte, die 4m lange Araza im 4,10m langen Vorgarten des Hostels unterzubringen.
Am nächsten Tag erfüllten wir uns einen langen Wunsch, indem wir uns eine Tattoowiermaschine kauften. Nach einer langen Trainingsnacht (mit ca. 5 Kg Bananen zum Üben) nahmen wir außerdem noch eine "Stunde" in einem lokalen Tattoostudio. Die unglaublich offenen, geduldigen und hilfbereiten Jungs, die, wie sich rausstellte, zu den Hellsangels gehörten, demonstrierten uns am lebenden Objekt, alles was wir noch wissen wollten und mussten.
Eine Flasche Fernet und 4 Tattoos später, ging es zurück zur Farm.
Ein Pärchen aus Uruguay, Niko und Emmi, hatten inzwischen die restlichen Volontäre abgelöst und wir verstanden uns auf Anhieb super. Niko ließ sich von Toby tattoowieren und wir verbrachten einige schöne Abende in den dorfansässigen Chicha-Kneipen miteinander.
Wir hofften uns mal wiederzusehen, auch wenn das ein mehr als unrealistischer Wunsch sein würde....
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