22. Eintrag- Jolly joyns Peru
- CaBy
- 18. Jan. 2020
- 7 Min. Lesezeit
Stationen: Lima – Paracas – Huaccacina – Nazca – Puquio – Abancay – Santa Theresa – Machu Pichu - Cusco
Puh, durchatmen. Die letzen Tage haben Kraft gekostet. Aber der Reihe nach. Die Chance aktiv Einfluss auf die Anzahl der Blog-Beiträge zu nehmen lasse ich mir natürlich nicht entgehen. Team-Reader!
In Lima angekommen haben mich die beiden am Flughafen standesgemäß mit Bier (das ist in Peru echt lecker) und einen extrem breiten Grinsen in Empfang genommen. Die Freude ist riesig hier zu sein!
Der Umstand, dass ich beim Herauslaufen aus dem Gate nur ein „Scusi“ herausbrauchte, als ich aus Versehen eine kleine Peruanerin anrempelte, beschreibt übrigens in etwa wie gut mein Spanisch ist.
Zack zum Pick-Up, und rein in die erste Nahtod-Erfahrung. Der Verkehr in Lima ist unbeschreiblich, aber Toby fährt, gestikuliert und hupt wie ein Einheimischer.
Die ersten Tage hatten wir ein AirBnB in einem der besseren Viertel Limas, Miraflores, das Friedrichshain unter den Stadteilen hier. Lima ist wie ganz Peru laut, schnell, wuselig und trotzdem irgendwie unaufgeregt. Laut ist eh so eine Sache, wenn nicht aus alllllen Boxen in jedem Restaurant Musik mit maximaler Lautstärke dröhnt, läuft etwas falsch.
Die erste Nacht wurde also das ein oder andere weitere Bier getrunken, viel erzählt und gelacht. Es fühlt sich etwas skurril an, dass ca. 7 Monate zwischen dem letzten Sehen liegen, denn es ist alles so wie immer.
Bis auf das ein oder andere (u.a. selbstgestochene) Tattoo, das bei den beiden dazu gekommen ist.

Der zweite Tag war dann ein klassischer Sight-seeing-Essen-Laufen-Taxi-und Bus fahren-Tag. Taxi kann in Peru gefühlt jeder fahren, der zwei Augen und mindestens eine Hand und einen Fuß hat, und etwas fährt, das in einem früheren Leben mal ein Auto hätte sein können. Wobei es auch vermessen ist, mit so einer europäisierten Sicht zu urteilen, die Dinge funktionieren hier nunmal anders und haben für den Besitzer meist auch einen anderen Wert.
Nach Lima ging es weiter in Richtung Paracas, einem kleinen Nest ca. 2 Stunden südlich von Lima. Das Auto hat links und rechts hinter der ersten Sitzreihe noch zwei Klappsitze, wie in der UBahn, auf denen man dann seitlich zur Fahrtrichtung sitzen kann.

Auf dem Weg wurden wir ziemlich random von einer Polizeistreife angehalten, der Polizist wollte sehr akribisch alle Dokument zum Fahrzeug und unsere Pässe sehen. Da hat man erst mal ein mulmiges Gefühl, war zum Glück nur eine Sache von 5 Minuten war und Tobys ausgesprochen gutes Spanisch ist in solchen Situationen sehr hilfreich.

Die meisten hier checken nicht, dass das Autokennzeichen aus British Columbia (Kanada, für alle Geografie-Spackis) nichts mit Kolumbien zu tun hat, daher aber vielleicht die Kontrolle. Toby und Caro waren auf dem Weg nach Lima schon in Paracas und kannten daher das Hostel ganz gut. Relativ schnell gab es dann relativ viel Pisco sour (angeblich Weinbrand, meiner Meinung nach schwächerer Tequilla mit Zimt, Ei und Tonic?), riesen-Jenga was einem einen Puls von 190 beschert und extrem gute und witzige Karaokevorstellungen der anderen Backpacker.
Am nächsten Tag leicht müde und zerklatscht war dann Quad fahren in den Dünen angesagt - mega. Entgegen der Devise den Abend ruhig zu gestalten, musste natürlich noch das ganze Hostel im Bierpong herausgefordert werden.

Dann ging es nach Huacacina, einer Oase in der Wüste die noch viel schöner wäre, wenn nicht alles mit Restaurants und kleinen Souvenierläden vollgebaut wäre. Wir haben ewig nach einer Unterkunft gesucht, da Feiertag war und die Peruaner mit Kind und Kegel unterwegs waren. Dort fuhren wir dann mit einem Wüstenbuggy in die Dünen. Unser Fahrer, ein kleiner quirliger Peruaner, hatte es fautdick hinter den Ohren und bretterte den Sand hoch und runter was das Zeug hielt. Wir konnten dann noch ein wenig Sand-Surfen machen, was nur halb so viel Spaß macht, wenn man sich fast unten angekommen hinmault.
Als kleiner Einwurf zwischendurch, auch Caros Spanisch ist beeindruckend gut, obwohl sie das selbst zu bescheiden nicht ganz so sieht.

Generell wissen die beiden gut über die Gegebenheiten in den einzelnen Ländern Bescheid, sind sehr interessiert und leben ihre künstlerische Ader voll aus. Toby malt, Caro bastelt/flechtet, beide tattoowieren und lassen sich gerne von neuen Eindrücken inspirieren. Und beide können jeden McBomber Song mitrappen, da bin ich mir sicher.

Das Reiseziel lautet Macu Picchu! Über die Station Puquio, das eher in schlechter Erinnerung bleibt, da sich niemand freut morgens um 5:30 Uhr unsanft herausgeklopft zu werden, um das Auto umzuparken, um dann eine halbe Stunde später durch sehr laute harfenartige Musikinstrumente am weiterschlafen gehindert zu werden, ging es weiter nach Abancay. Auf dem Weg dorthin (oder dem davor?) wurden wir erneut an einem Polizeiposten kontrolliert.
Das anfängliche Gefühl von Unbehagen wandelt sich relativ schnell in ein Gefühl von Sicherheit um, da die Polizisten grundsätzlich freundlich und nicht korrupt sind. Peru wirkt auf den ersten Blick chaotisch, auf den zweiten Blick aber organisiert und eben nicht willkürlich.
In Abancay angekommen nahmen wir uns ein sehr an schönes und mehrräumiges Hotel-Apartement in dem wir endlich auch einmal selbst kochen konnten. Toby macht hervorragende Wraps selbst und Caro löffelt genüsslich Tomatensoße pur.
Der Weg nach Santa Theresa, war dann das Meisterstück der Reise. Hier war Steherqualität, Geduld und viel Podcast „Gemischtes Hack“ gefragt. Denn der eigentliche Weg entpuppte sich 33 km vor dem Ziel als sehr schlechte Schotterstraße mitteln durch die Dorf- und Waldlandschaft Perus. Google weiß ne ganze Menge, aber offensichtlich nicht dass der angezeigte Weg eine drei Tage Wanderung enthält, wie wir dank lachendem Peruaner erfuhren. Ganz saurer Apfel. Zumal wir die Eintritts-Ticktes für den Machu Picchu für den nächsten Tag um 10 Uhr schon gekauft haben. Noch einmal 6 Stunden Fahrt oben drauf, klassischer 11-Stunden-Autofahren-Kacktag. Im Dunkeln macht so eine Fahrt dann noch mal doppelt so viel Laune. Dann endlich bei unserer Unterkunft angekommen, hatte diese schon zu. Wenns läuft, dann… egal, die nächste Hospedaje war unsere, einfach nur schlafen.
Doch die Mühen haben sich gelohnt. Von Santa Theresa aus kann man ab der Bahnstation „Hydroelectrica“ entlang der Bahnschienen zum Fuß des Machu Picchu laufen. Ziemlich genau 2 Stunden durch den Dschungel, entlang an Bergen, Flüssen, auf wackeligen Überführungen und umgeben von Bäumen und Palmen. Super schön! Unten am Berg gibt es dann zwei Möglichkeiten, entweder man steigt in einen Bus und lässt sich teuer hochfahren, oder aber man läuft ca. 1870 Stufen. Was für eine Wahl. Als leidenschaftliche Sparfüchse und Fitnessfreaks (Toby) wählten wir natürlich die Treppen.

Es ist schon eine gewisse Genugtuung, wenn man so einen Aufstieg in Jogginghose/Leggins genauso gut schafft, wie all die hochgerüsteten pseudo Wanderer mit ihren Funktionsklamotten und Hardcore Trekkingschuhen. Zugegebenermaßen waren wir oben angekommen total am Arsch. Der Sauerstoffgehalt in den Bergen ist dünne und unsere Mägen waren nah an der Selbstzersetzung. Während einer kurzen Stärkung konnten wir den einsetzenden Regen abwarten und gingen dann zum Eingang. Der Machu Picchu ist vom Kulturministerium Perus verwaltet, es wirkt alles sehr strukturiert. Man möchte mit einer Obergrenze (Horst Seehofer approves) von 2700 Besuchern verhindern, dass zu viele Touristen die Ruinen beschädigen könnten. Es war beeindruckend und zu touristisch zugleich. So ein besonderer Ort verkommt leider zu schnell zu einer einzigen Fotokulisse. Ausgleich schaffen da die Lamas, die zu penetrante Besucher hemmungslos anspucken. Wir rätselten dann über die Funktion der einzelnen Räume, Plätze und Häuser, welche Steine warum wo lagen und bewunderten, dass die Inka kein Interesse daran hatten, die Gesetze der Physik und Statik zu beachten und wahrscheinlich gerade deshalb alles seit 600 Jahren hält.
Den Weg nach unten fuhren wir dann mit dem Bus, in der Annahme, dass wir dort wo wir die Treppen hochliefen mit dem Zug zurück zum Hydroelectrica fahren könnten. Falsch gedacht! Denn den Zug kann man nur am Ende der Busstrecke buchen. Ja, man kann mehr planen, macht aber nur halb so viel Spaß wenn man weiß was kommt. Also zurück zum Auto laufen, bei einem (wie fast alle) sehr freundlichen Restaurantbesitzer einen Burger essen und Unterkunft suchen. Bei der Unterkunftsuche gibt es einen magischen Punkt, an dem man wenn erreicht, die nächstbeste Kackunterkunft nimmt. Wir haben uns jedoch nicht verleiten lassen und intensiv gesucht – und wurden fündig. Die Loki-Lounge. Ein kleines Nest mit einigen internationalen Backpackern und einem hawaiianischen Barbesitzer, dessen Schnapsflaschen locker saßen. Loki loki loki – oi oi oi! An dieser Stelle möchte ich ein ernstes Thema anschlagen. Was hat Zimmer Nummer 204 zu bedeuten? Es ist unglaublich. Bei allen bisherigen Unterkünften war das unsere Zimmernummer. Wissen Sie, dass wir kommen? Ist das internationaler Code für Gringo-Zimmer? Man weiß es nicht. Naja, wir fuhren zunächst in eine naheligende heiße Quelle um uns von den Strapazen des Tages zu erholen. Nach intensiver Badezeit ging es zurück und ohne Umwege über Los direkt zum ersten Pisco Sour. Bierpong und dieverse andere Spiele (wie auf einem Kindergeburtstag lt. Caro)und ein heftiger Kater waren die Folge.
Wir hatten es satt so viel zu fahren. Also buchten wir ein AirBnB in Cusco, um die verbleibenden Tage dort zu verbringen.
Normalerweise sind die Fotos trügerisch und die Unterkünfte tendeziell schlechter als dargestellt, hier war es nicht so. Eine Riesige Wohnung mit Wendeltreppe zur Zwischenebene mit Hängematte und Terasse. Es war perfekt. Cusco ist eine relativ kleine Stadt in den Bergen mit vielen kleinen Restaurants, Bars und Läden.
Alle halbe Stunde wird irgendwas gefeiert und ein Feuerwerk gezündet. Von unserer Wohnung 10 Minuten vom Stadtzentrum entfernt konnten wir über das Tal auf die andere Seite von Cusco blicken. Etwas angeschlagen von den vorherigen Tagen entschieden wir uns, einen klassischen Hänger-Tag einzulegen und eingemullt in warme Decken eine Serie nach der anderen zu gucken.
Die Zeit in Cusco war sehr schön. Das Haus in dem unsere Wohnung war gehörte einer sehr netten Familie, die Schwester unseres Vermieters hatte im Erdgeschoss ein kleines Cafe das beinahe tägliche Anlaufstelle fürs Frühstück wurde. Das Sandwich Imperial, der Orangensaft und der Cafe con Leche schmeckten hervorragend, vor allem wenn man keine Lust hat selbst etwas zuzubereiten. Zu den kleinen Restaurants und Läden muss man dazu sagen, dass es immer alles gibt, was auf der Karte steht. Eventuell ist nur nicht alles vorrätig – dann läuft die Küchenhilfe mit einem breiten Grinsen an einem vorbei und hastet zum nächsten Laden, um die Orangen für den Saft oder was auch immer noch schnell zu kaufen.
Witzige Beobachtung, die ein Restaurant irgendwie noch sympathischer macht. Cusco war zu Fuß schnell erkundet. Die Innenstadt ist sehr schön und bietet zahlreiche Erlebnis- und Einkaufsmöglichkeiten. Ein wichtiger Punkt stand noch auf unserer To-Do-Liste: Motorrad fahren. Ohhh ja. Wer das jetzt liest (ist doof) und immer noch keinen Motorrad-Führerschein hat, dem sei gesagt - mach es! Es gibt nichts Schöneres. Wir mieteten uns für den Spottpreis von 15€ Tagesgebühr zwei Honda Tornado 250ccm inklusive Protektoren und Helm. Caro saß hinten bei Toby drauf und los ging es – über rutschige Kies und Sandpisten, Asphalt und den ein oder andere steilen Hang, entlang an malerischen Berglandschaften durch das Hinterland von Cusco.

Für mich definitiv eines der Highlights der Reise!

Am vorletzten Tag entschieden wir uns dann früh dem Alkohol zu frönen. Auf allen Ebenen benebelt gingen wir dann ins Kokopelli-Hostel für die letzten alles entscheidenden Runden Kicker, Bierpong und Pisco Sour. Ein gelungener Abschluss. Der letzte Tag war dann Pack- und Katertag. Die Zeit verflog viel zu schnell, gefüllt mit tollen Erlebnissen und Eindrücken! Abschließend kann ich sagen, dass Caro und Toby beide sehr harmonisch und abgestimmt miteinander agieren, was bei einer Reise mit diesen Dimensionen nicht immer unbedingt selbstverständlich ist. Eigentlich war alles so wie immer, nur eben auf der anderen Hälfte der Erde.
Es hat super viel Spaß gemacht, danke für die tolle Zeit und viel Erfolg bei euren weiteren Stationen!
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