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3. Eintrag: Plan B

Aktualisiert: 16. Nov. 2019

Die Wogen haben sich geglättet. Nun sind wir endlich angekommen. Physisch und mental.

Nachdem wir eine Basis im Hotel TWO eingerichtet haben, hatten wir Gelegenheit uns zu orientieren, zu akklimatisieren und einen neuen Plan zu schmieden.



Mit ordentlichem und sauberem Zimmer, genug Ruhe und einer kühlen Lobby, hätte es uns mit einem Hotel für diesen Preis nicht besser treffen können. The Argentinien way of Desyuno ist zwar ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber wollen wir mal nicht mäkelig werden! Trotzdem sei fürs Protokoll gesagt: Plunderboden, Schneckenteig und Kornflakes sind kein Frühstück, auch wenn man Marmelade und Chlorangensaft dazu anbietet!

Aber nen Kääääffchen gibt's hier… und zwar überall - auch im Hostel!

Bevor wir aber zum Hostel kommen, ein paar Eindrücke aus den ersten drei Tagen, die wir größtenteils damit verbracht haben Buenos Aires zu Fuß zu erkunden und nach alternativen Arbeitsmöglichkeiten zu suchen. Wenn wir allerdings “Buenos Aires erkunden” sagen, meinen wir 78 km in 5 Tagen zu laufen, um nach einem Blick auf die Karte zu realisieren: “Na Mensch, n gutes 25tel ham wa damit vielleicht jesehn.


Beobachtung Nr. 1:

Tropft einem Deutschen auf der Straße eine der 1564937037 Klimaanlagen kühl in den Nacken, motiviert ihn das vor lauter Ekel zu einem spitzen Schrei, während er enthusiastisch einen umgekehrten Regentanz ca. 0,5m über dem Boden aufführt. Passiert selbiges einem Argentinier… läuft er unbeeindruckt weiter. Einfach so. Ich glaub die Leute können sogar beim Gähnen die Augen aufhalten. Chuck Norris-Style.

Beobachtung Nr. 2:

Entspannung ist hier keine Tätigkeit, der nach Feierabend auf der Couch nachgegangen wird, sondern eine Lebenseinstellung. Vorfahrt genommen, bei rot gefahren, gegeneinander gelaufen, von deutschem Tourist in Möchtegernspanisch nach irgendetwas gefragt, was erst akustisch nicht vernommen, dann sprachlich nicht verstanden wurde und dann beim 15. mal inhaltlich gar keinen Sinn ergeben hat: Der Argentinier ist entspannt. Entspannt und geduldig bis ihm Moos auf dem Knie wächst.

Wundervoll!

Beobachtung Nr. 3:

“Fühlst Du dich auch irgendwie angeglotzt?”.

Die Antwort ist stets ja und gleichzeitig nein. Die Argentinier scheinen nicht uns per se anzuglotzen, sondern Ihre Mitmenschen intensiv wahrnehmen zu wollen. Sie schauen einander generell direkt an - auch auf der Straße. Für zwei großstadtblinde Berliner zwar irgendwie gewöhnungsbedürftig, aber nicht unangenehm. Im Gegenteil: Wir beginnen mit offeneren Augen durch die Welt zu laufen. Auch unser sonst sehr sportliche Tempo beim Gehen passt sich langsam ganz automatisch an.

Beobachtung Nr. 4:

In Buenos Aires kommt auf jedes Auto gefühlt auch ein Motorrad. Die Menge an Bikes ist unfassbar. Naja, immerhin möchten hier täglich ca. 12 Millionen Menschen von A nach B. So breite Straßen kann ja keiner bauen um das mit dem Auto zu ermöglichen. Da ein Saisonkennzeichen hier auch keine Überlegung wert ist, sind 2 Räder also keine üble Idee. Da vermissen wir unsere Daisy (Tobys Motorrad) doch ganz schön…

Beobachtung Nr. 5:

Man achtet hier auf seinen Cholesterinspiegel. Nee.. Ist Quatsch. Mit Öl und Fett wird hier traditionell nicht gespart. Dafür aber tatsächlich am Salz! Was zwar absolut gesund und richtig ist, outet uns in jedem Restaurant als Extranjeros. Hoffentlich gelingt es uns, uns in dieser Hinsicht schnell anzupassen!

Nun weiter im (chronologischen) Text: Was haben wir außer der Latscherei noch so getrieben?

Zum Beispiel fast einen Tag damit verbracht, unsere Busfahrt von Buenos Aires nach Cordoba für den 16. Februar zu organisieren. Wie immer wenn Technik nicht funktioniert, war Toby ganz die Ruhe selbst, als er versuchte zwei "Camas" (=Betten) auf dem Portal “Busbud” zu buchen. Nach flotten 2,5h dämmerte uns: Der Scheiß ist nicht nur nervig, sondern auch unmöglich (wenn jemand weiß, wie es geht: Ist mir egal!!!!), da hierfür lokale Kreditkarten notwendig sind, die durch lokale ID-Codes validiert werden müssen. Nur 14 zähneknirschende In-den-Bart-Brubbeleien, 6 spontane Fluchattacken und einen Schreikrampf mit anschließendem bitterlichem Weinen später, war die Resignation perfekt. Aber Caro weiß was zu tun ist… und packt die Schokolade aus.

Als dann die Tränen getrocknet und der PC von der Wand gekratzt ist wird klar: Eine analoge Lösung muss her. Auf zum Busbahnhof.

Nach einem 45 Minütigem Marsch in nördlicher Richtung, in dem Caro´s Orientierungssinn singend im Kreis um uns tanzte, hatte die Stadt Gelegenheit uns nochmal zu zeigen: “Ich bin eine tobende, dampfende, arme aber lebendige, miese, fiese 13-Millionen(+2)-Stadt, die dich einsaugt und wieder ausspuckt, wie sie gerade Bock hat”. Junge, junge:


4 Empanadas (=Wasmansodahatimbrot) - Eine so typische, wie günstige, herzhafte, lokale Leckerei - und ein großes Bier später ist unser Herzschlag wieder auf Normalfrequenz. Nun sind wir stolze Besitzer zweier Bustickets zum erschwinglichen Preis von 1350 Pesos p.P.

Das gelernte wollen wir Euch hierbei nicht vorenthalten. Was war also wichtig: Eine vertrauenswürdige Busgesellschaft, ein moderner Bus, oben genannte “Camas” (Sessel die sich um 180 Grad zu Betten verstellen lassen, da wir 10h über Nacht unterwegs sind), Plätze in der Mitte (das sind mit die sichersten + hinten sind oft die Klos & der Motor, vorne brettert die Klimaanlage aus allen Rohren).

Was stand sonst so an?

Wir haben zum Beispiel begonnen zu arbeiten. Das bedeutet, wir unterstützen einen Yoga-, Tango- und Meditationslehrer dabei sein 300qm AirBnB in San Telmo am laufen zu halten (putzen, kochen, Hundesitten und das ein oder andere lackieren und reparieren), da er ich vor kurzem den Fuß gebrochen hat.

Im Gegenzug leben wir in einem der Zimmer des AirBnBs und können uns (sofern etwas da ist) an den Lebensmitteln im Kühlschrank bedienen.

Das besondere sind vor allem die Leute die hier leben und mit denen wir nach der Arbeit die Stadt erkunden:

Wenn wir nicht gemeinsam ein neues Viertel oder einen Park unsicher machen, haben wir gemeinsam meditiert, Konzerte besucht (la bomba de tiempo, dicke Empfehlung und im April im YAAM in Berlin zu besuch!), Yoga gemacht, gepicknickt, Tischtennis gespielt, über Märkte geschlendert, Musik gemacht und natürlich die ein oder andere Flasche Wein verköstigt. Dabei hat uns der Zufall immer wieder zur richtige Zeit an die richtigen Orte geschwemmt. Als wir zum Beispiel am Samstag vom Forum Cultural nahe des berühmten Friedhofs in Recoleta Richtung Norden in die gigantischen Parkanlagen des wohlhabendsten Viertels in Buenos Aires stiefelten (klassischer 22km-Spaziergang), sind wir in ein Freiluftkino-Event gestolpert. Eine riesige kostenfreie Veranstaltung, die uns dazu brachte die Neuverfilmung von Jumanji bei Mate und Churipan auf spanisch zu sehen.

Auch am gesunden kulturellen Mix fehlt es uns dabei nicht: Tunesier/Schweizer, Kanadier, Franzosen, Costa Ricaner und natürlich Deutsche sind bisher in der Casa de Fabio vertreten gewesen.


Kleine spontane Drumsession auf der Defensa in unserem Viertel San Telmo


El Retiro, der Busbahnhof von BA

Empanadas



Bis zu unserer Abreise am 16. haben wir noch einiges auf unserer Liste, was wir gerne hier noch mitnehmen wollen. Heute zieht es uns in das Viertel La Boca, was mit San Telmo zusammen die Geburtsstätten von Buenos Aires waren. In La Boca soll sogar der Tango erfunden worden sein, wir sind gespannt was das Viertel so zu bieten hat. Die einst so reiche Hafenstadt gehört mit zu der kriminellsten Gegend in Buenos Aires, nach Sonnenuntergang sollte man sich hier dementsprechend nicht mehr da blicken lassen.


Tigre, ein Fluss der Delta soll ebenfalls wunderschön sein. Hier könnte man gut ein ganzes Wochenende mit Kajak- fahren, Picknicken und Zelten verbringen. Wir hoffen, dass wir es noch irgendwie schaffen einen Tagesausflug dahin zu organisieren. Wenn nicht, steht die Graffiti-Tour auf unserer Liste. Buenos Aires ist voller kreativer Köpfe, wie wir bereits auf diversen Märkten feststellen konnten. An Graffiti haben wir jedoch bislang eher weniger zu Augen bekommen. Hier und da ein schönes Bombing, aber noch nichts, was seinen Ruf als Street-Art Stadt gerecht geworden ist.


Ansonsten heißt es Rucksack packen und auf zur nächsten Station. Wir freuen uns wahnsinnig auf die Farm in Cordoba, auf tolle interessante Menschen, deren Geschichten und deren Art zu Leben.

Wens interessiert, wo wir uns in Cordoba rumtreiben, hier ein Link zur Website der Farm: http://shamballapermaculture.com/


Auf bald, wir lassen von uns hören!

Wir schicken ganz viel Liebe und Sonne!

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